Kollaborative Designs im Wohnbau

Wohnen ist einer der Schlüsselfaktoren für die Ungleichheit in Großbritannien: Hier eine Übersicht über alternative Modelle von Martin Field

Artikel aus: Coop News von Miles Hadfield, 16.08.2020

Die unzähligen Forderungen an die politischen Entscheidungsträger im Vereinigten Königreich, die Zukunft besser zu gestalten und den wirtschaftlichen Schaden der Covid-19-Pandemie zu beheben, zeigen die Anzahl der Sektoren auf, die als „kaputt“ oder von veralteten Modellen dominiert gelten. Viele dieser Mängel wurden durch die Pandemie selbst aufgedeckt – nicht zuletzt im Wohnungswesen, wo die Regierung vorübergehend Unterkünfte für die Obdachlosen des Landes fand oder durch die Bitte um Hilfe von freiberuflichen Arbeitnehmern, die Schwierigkeiten mit den exorbitanten Mieten im privaten Sektor hatten.

Wie gerufen kommt dazu das Buch zu alternativen Wohnmodellen von Martin Field, einem Wohnbauforscher an der De Montfort University (Leicester, UK). Die gemeinsamen Themen, welche er in diesen alternativen Wohnmodellen identifiziert, sind der Wunsch nach Kontrolle über die Schaffung von Häusern und Gemeinschaften sowie die Unzufriedenheit mit etablierten Modellen – wie beispielsweise dem privaten Markt und staatlichem Wohnen -, welche den Menschen diese Kontrolle verweigern.
Diese alternativen Modelle sind nicht immer kooperativ oder gemeinschaftlich: Field diskutiert im Buch den Reiz des Selbstbaus mit Haushalten, die das gewünschte Zuhause auf eigene Faust errichteten. Das Errichten einer gemeinsamen Stätte in der Gemeinschaft erfordert immer intensive Gruppenarbeit und Bemühungen aller.

Kooperation ist nicht das einzige wertebasierte Ethos: Das Buch von Martin Field befasst sich mit dem Wachstum dieser sanfteren und ökologischeren Modelle. Oft überschneidet sich dies mit den Ideen der Kooperation – wie zum Beispiel bei Lilac, einem low-impact co-housing-Projekt in Leeds (Bild).
Das kooperative Ethos hat die Geschichte des politischen Wandels in Großbritannien enorm beeinflusst und war eine zentrale Determinante für die Gestaltung egalitärer Formen der Zusammenarbeit von Menschen und Organisationen. In Bezug auf den Wohnbau war es entscheidend für die Schaffung von Immobilien, welche Eigentum einer demokratischen Mitgliedschaft und aller ansässigen Haushalte sind und/oder von diesen kontrolliert werden. Trotz der offensichtlichen Anziehungskraft des Modells macht es nur 0,6% des britischen Wohnungsbestandes aus.

Ein weiteres Eigentumsmodell ist der Community Land Trust (CLT), mit dem in den letzten Jahren die Bereitstellung von erschwinglichem Wohnraum maximiert wurde. Field sieht Vorreiter in den gemeindenahen Trusts hinter der britischen Gartenstadtbewegung, obwohl das CLT-Modell selbst vor 20 Jahren aus den USA importiert wurde. Gemeinden, die mehr Einfluss und Kontrolle über die lokalen Wohnressourcen haben wollen verleiht dies neue Impulse.

Der Buchabschnitt über Co-Housing, also Gemeinschaftsprojekte zur Gestaltung einer gemeinsamen Nachbarschaft mit eigenständigen Wohnungen sowie gemeinsamen, geteilten Räumen zeigt den Wunsch nach tiefergehenden, alternativen Eigentumsmodellen auf: Die Absicht ist die Schaffung einer gemeinsamen Identität und eines unterstützenden Nachbarschaftslebens. Field warnt aber davor, dass es in Großbritannien einen Mangel an Vertrautheit mit der Art der Gemeinschaftsdynamik gebe, die es den Bewohner*innen von Wohngemeinschaften ermöglicht, in ihrem täglichen Leben zu gedeihen. Auch die Suche nach geeigneten Standorten sei eine Herausforderung. Im Buch werden einige erfolgreiche Beispiele genannt, darunter Lilac.

In Bezug auf die Förderung dieser Sektoren betont Field wie wichtig es ist, bewährte internationale Beispiele anzusehen. Er verweist auf erfolgreiche Beispiele kooperativ geführter Wohnungen in größerem Maßstab in Europa. Im Buch listet er Richtwerte, um den Fortschritt einer Entwicklung zu messen.

Mit einer Reihe von Beispielen für jedes Modell und einer umfassenden Liste der relevanten Organisationen ist das Buch ein nützlicher Leitfaden für Anfänger kollaborativer Wohnpraktiken. Es ist auch ein rechtzeitiges Plädoyer für ein unterstützenderes Planungsumfeld. Die Verantwortung und der Einfluss der lokalen Bevölkerung seien entscheidend für die Schaffung geeigneter Orte, an denen Gemeinschaften gedeihen können, so Field.

Buch: Creating Community-Led and Self-Build Homes: A guide to collaborative practice in the UK Martin Field (Policy Press, £9.99)

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