Veröffentlicht am 12. Januar 2021 in der Annenpost von Maximilian Steuber
Wie kann man eine gute Nachbarschaft mit Nachhaltigkeit verbinden? Das Projekt SMASH will diese Frage für das neu entstehende „smarte“ Stadtviertel rund um die List-Halle klären.
Im Grazer Westen gibt es derzeit viel Neues zu entdecken. Nicht nur in Reininghaus entsteht bekanntlich ein neuer Stadtteil, auch das Viertel rund um die List Halle, für das sich Marketingfachleute den Namen „My Smart City Graz” haben einfallen lassen, wächst nach und nach (siehe die Annenpost Zwischenbilanzen 2017, 2018 und 2019). Aktuell werden neue Bewohner*innen für all das Gebaute gesucht – eine „Xmas Aktion – 1 Monat mietfrei” wollte diesen Prozess im Dezember beschleunigen.
Weil aber Miete und Marketing nur die halbe Maut sind, wenn es darum geht, ein lebendiges Stadtviertel zu fördern, sind schon von Anbeginn an auch eine ganze Reihe soziokultureller Initiativen und Projekte rund um die Helmut List Halle und den Science Tower am Start, allen voran das vom StadtLABOR getragene Stadtteilmanagement vor.ort. Das StadtLABOR ist nun an einer weiteren Initiative beteiligt, die dazu beitragen soll, das Viertel tatsächlich nachhaltig und schlau zu machen. Projektpartner ist das Nachhaltigkeitszentrum der Grazer Uni (RCE). Mit „City of Collaboration“ entstand eine Kooperation zwischen dem Projektpartner RCE und Transition Graz. Das Projekt hat wie das Viertel einen sinnigen englischen Titel: SMASH heißt es, das Akronym steht für „smart sharing”, also schlaues Tauschen.
Die Anfänge von SMASH
„Angefangen hat alles im Frühjahr mit einem Fragebogen”, erzählt Franziska Schruth, die bereits das feine green.lab für das StadtLABOR geleitet hat. Mit dem Fragebogen wurde in 2500 Haushalten erhoben, was sich die My smart City Graz -Bewohner*innen an gemeinschaftlichen Aktivitäten vorstellen könnten, die über das rein Kommerzielle hinausgehen. Ob das Teilen und Tauschen von Werkzeugen, Lastenrädern, Büchern oder Lebensmitteln interessant sein könnte oder nachbarschaftliche Hilfe beim Blumengießen oder Einkaufen oder das gemeinsame Garteln und Sprachenlernen. „Viele Nachbar*innen wollen sich beteiligen, um ihren Lebensstil nachhaltiger zu gestalten”, sagt Schruth. Sie erachtet es für wichtig, dass neue Bewohner*innen und alte Anrainer*innen miteinander in Kontakt kommen. Dabei spielt auch das Alter eine wesentliche Rolle – im neuen Viertel sollen Jung und Alt zusammenkommen und sich gegenseitig austauschen. Laut Umfragen seien die Bewohner auch bereit, „sich für eine gute Nachbarschaft zu engagieren”, so Schruth.
SMASH*Stammtisch
Einmal im Monat veranstaltet das SMASH-Projekt einen sogenannten SMASH*Stammtisch. Diese werden – Corona sei Dank – online abgehalten. Im Herbst 2020 gab es eine große Zukunftskonferenz, auch diese fand allerdings online statt. „Bei den Veranstaltungen sind Bewohner*innen, lokale Akteure, Expert*innen und alle, die Interesse haben, eingeladen, sich von Inputs über bestehende Initiativen des Teilens und Tauschens inspirieren zu lassen und in Online-Workshops mitzudiskutieren”, erklärt Franziska Schruth. Thema dabei ist hauptsächlich die nachhaltige Lebensmittelversorgung. Auch die Frage, wie man solidarisch handeln und tauschen kann, steht bei den sogenannten „Stammtischen“ an der Tagesordnung. Ziel ist es, bestehende Ressourcen zu teilen. Das Projekt soll aus jetziger Sicht bis 2023 weiterlaufen. „SMASH soll ein Thinktank sein, in dem es um kollaboratives Arbeiten und Wirtschaften geht”, so Schruth.
Wie es mit SMASH weitergeht
Als nächste Projekte sind ein Repaircafé und eine Food-Coop in Planung. Im Repaircafé kann man Gegenstände, die nicht funktionieren, die man folglich entsorgen müsste, von Nachbar*innen und freiwilligen Unterstützer*innen reparieren lassen. Eine Food-Coop ist ein Zusammenschluss, der sich dafür einsetzt, Nahrungsmittel nur von lokalen und regionalen Bauernhöfen zu beziehen. Er wird ebenfalls von Nachbar*innen und freiwilligen Helfer*innen organisiert. Ein Projektpartner ist die Bravestone GmbH, ein Entwickler für Computersoftware. Daher wird es eine App für Mobilgeräte geben. Mithilfe dieser Vermittlungsplattform auf digitaler Ebene soll es den Bewohner*innen erleichtert werden, Handel und Tausch zu organisieren und Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Ein Probelauf für dieses Tool ist für 2021 geplant.
© Text: Annenpost, Fotos: StadtLABOR