Dieser Artikel von Fabian Kleindienst erschien am 29.11.2020 in Der Grazer.
SOLIDARISCH. Ein Grazer Kulturjahrprojekt rückt Genossenschaften als flexible und krisenfeste Unternehmensform in den Mittelpunkt. Nächstes Jahr soll ein eigenes Gründerzentrum entstehen, Unternehmen sehen Vorteile z.B. in der Flexibilität.
Diese Wochen sind sowohl für die Kulturbranche als auch für die Wirtschaft besonders schwierig. Dass beides auch zusammen gedacht werden muss, zeigte heuer bereits das Kulturjahrprojekt „City of Collaboration“, das vom Verein Transition Graz gemeinsam mit dem RCE Graz-Styria – Zentrum für nachhaltige
Gesellschaftstransformation der Universität Graz umgesetzt wird. Im Mittelpunkt: die Bewerbung der Unternehmensform der Genossenschaft als solidarische Alternative – gerade in Krisenzeiten.
„Genossenschaften funktionieren nach dem Prinzip, dass Menschen gemeinsam stärker sind. Sie haben Nachhaltigkeit in ihrer DNA und sind zumeist krisenresilienter als konventionelle Unternehmen“, erklärt Andreas Exner vom RCE. Gerade in Zeiten wie diesen stellen sie also eine spannende Möglichkeit dar: „Die Überlebensrate ist im Allgemeinen höher als die von konventionellen Unternehmen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens vermeiden Genossenschaften in der Regel spekulative Investitionen, zweitens verfügen sie oft über Kapitalreserven, die einen Puffer in Krisen bilden können, und drittens befähigt sie ihre demokratische Struktur in vielen Fällen dazu, Lösungen gemeinsam zu erarbeiten. Solche Ansätze sind oft tragfähiger als Krisenpläne, die top down verordnet werden,“ erklärt Exner weiter.
Flexible Chancen
Ziele des Projekts, das mit seiner dazugehörigen Ausstellung coronabedingt nun noch aufs kommende Jahr warten muss, sind auch ein eigenes, offiziell anerkanntes Gründerzentrum für Genossenschaften sowie die Einrichtung von Schülergenossenschaften, um jungen Menschen den Geist des Miteinander-Wirtschaftens näher zu bringen.
Dass das Thema relevant ist, zeigte der rege Zuspruch beim Aktionstag „Genossenschaft für alle“ im September. Mit dabei war die erste IT-Genossenschaft der Steiermark, ESIT aus Semriach, die aktuell mit der Kampagne #gemeinsamstatteinsam für Solidarität in dieser Zeit wirbt und Teamwork gerade in der IT-Branche in den Mittelpunkt rücken will. Wieso man sich für eine Genossenschaft entschieden hat? „Der für uns ausschlaggebende Vorteil war die Flexibilität, was sich zum Beispiel im unkomplizierten Beitritt neuer Selbständiger widerspiegelt“, erzählt Mitgründer Gerald Harrer.