DorfUni – Wissen solidarisch teilen

Ein Betrag von David Steinwender

Die DorfUni 2.0 (oder auch kurz DorfUni) ist (derzeit noch) eine Initiative von Einzelpersonen und kleinen institutionen, die auf ein sehr ehrgeiziges Ziel hinarbeiten: ein interkommunales Bildungsnetzwerk aufzubauen, das auf einem freien Zugang zu allen Wissensformen sowie auf dem praktischen Wirksamwerden von Wissen aufbaut. Sie nimmt die Möglichkeiten digitaler Technologien wahr und setzen sie so sinnvoll wie möglich um. Sie dient 1) dem gemeinschaftlichen Wissens- und Erfahrungsaustauschs zwischen Gemeinden (und anderen beteiligten Akteuren) zu lokalen Herausforderungen und deren Lösungen, 2) der individuelle formalen, nonformalen und informellen (Weiter-)Bildung aller Art (Lehre, Beruf, Privat, Schule,…) im Kontext der Förderung und Qualifikation lokaler Kreislauf- und Kooperationsketten sowie 3) dem kulturellen Austausch im weiteren Sinne.

Selbstverständnis der DorfUni

Lokale Resilienz als Antwort auf (nicht nur) die Corona-Krise – die DorfUni im Frühjahr

Corona-Krise und Wirtschaftskrise zeigen gravierende Mängel auf

Die Corona-Krise hat auch aufgezeigt, wie verletzlich unsere Versorgungsstrukturen sind, wie fragil unsere Wirtschaft ist und welche gravierenden Folgen dies hat. Der Lockdown im März hat viele am falschen Fuß getroffen – keineswegs nur jene, die ohnehin schon unter prekären Verhältnissen leben und arbeiten.  Das sollte eine Lehre sein, dass es  bei der Bewältigung der Krise um mehr gehen wird als eine Impfung und ein “Hochfahren” der alten Strukturen.

Resilienz ist wichtiger als Effizienz – und ist wesentlich lokal.

Wir müssen unsere Fähigkeit stärken, auf künftige Krisen reagieren zu können. Das ist ein weit verbreiteter Konsens. Die in den letzten Jahrzehnten hochgepriesene Effizienz hilft nicht, wenn dadurch lebenswichtige Infrastrukturen und Notreserven eingespart werden, wenn die gesellschaftliche Koordinationsfähigkeit leidet und wenn beim massiven Verbrauch von Ressourcen und menschlicher Arbeitskraft vergessen wird, dass wir eingebettet sind in ein organisches Netzwerk des Lebendigen das man nicht ungestraft auf Dauer ignorieren kann.

Deswegen steht die DorfUni im Frühjahr unter dem Motto “Die vielen Gesichter der Resilienz”. Wir widmen uns neuen Leitbildern in Wirtschaft, Raumordnung und Gesellschaft. 

Glokalisierung ist ein Stichwort dafür: global vernetzen und denken, aber fähig sein, wesentliche Güter wieder lokal herzustellen: von Energie und Lebensmitteln bis hin zu Produkten z. B. über 3D-Druck. Es geht darum, Stoffkreisläufe kleinräumig zu schließen, wieder lokale Wirtschaftsstrukturen zu fördern und eine krisensichere Lebensgrundlage für die Menschen zu schaffen.

Regenerativität  ist das nächste Stichwort. Wir müssen endlich beginnen, unsere Siedlungs- und Lebensräume wie organische Strukturen zu sehen, die Kraft der Natur einzubeziehen und mit der Natur arbeiten statt gegen sie.

Kooperation ist das dritte Stichwort. Statt der unsichtbaren Hand des Marktes müssen wir mehr der sichtbaren Kraft der Gemeinschaft vertrauen, statt Menschen zu kommandieren und zu kontrollieren, müssen wir sie motivieren, integrieren, aktivieren.  

All das ist ein Motiv, die zentrale Rolle der Gemeinden und lokalen Gemeinschaften auch und gerade bei der Krisenbewältigung und Krisenvorsorge zu betonen. Hier lässt sich mit der enormen Kraft der Nähe und unbürokratischer Flexibilität viel schneller und viel nachhaltiger der notwendige Wandel umsetzen. Aber dafür braucht es eine entscheidende Komponente.

© Sascha Pseiner

Die DorfUni

Die DorfUni ist eine Antwort auf das Bedürfnis nach dieser Komponente. Die Komponente ist Bildung und Wissen, aber ein Wissen und eine Bildung die zu lokaler Handlungsfähigkeit ermächtigen. Und aus der Not an Lehrenden haben wir eine Tugend gemacht: Wir transportieren Bildung und Wissen online.

Ganz ohne Zweifel hat die Corona Krise einen Quantensprung bei der Benutzung von online – Werkzeugen bis hin zur Videokonferenz gebracht. Home-Office und Home-Schooling sind plötzlich möglich. Wie wäre es, wenn Arbeiten und Weiterbilden von Zuhause nicht Zwangsbeglückung wäre, sondern Entlastung und Bereicherung? Wenn wir wirklich die Voraussetzungen schaffen, den Lebensmittelpunkt in unsere Nähe zu bringen? Dazu müssten wir neue Beziehungen auf lokaler Ebene, in den Dörfern und Stadtteilen, aufbauen und neue Räume des Arbeitens und Begegnens schaffen. Es bräuchte eine neue Selbstverständlichkeit, sich mit Freude mit anderen Orten digital zu vernetzen, statt pendeln zu müssen. In diese neue Normalität des Lebensmittelpunkts Gemeinde will die DorfUni möglichst viele Menschen und Orte begleiten –  als interkommunale Bildungsnetzwerk, das diese Orte miteinander verbindet und sie zu einer großen Lernumgebung für Gestaltungsmöglichkeiten macht.  Und daher auch Anlass ist, jedes mal zusammenzukommen (was derzeit noch nicht gut möglich ist) und während des Lernens  zu besprechen: “Was machen wir daraus, für uns, für unsere Umgebung”

Die DorfUni macht diese Lösungen auf allen Gebieten der Lebensgestaltung sichtbar, betont aber, dass es keine Einheitslösungen für alles und überall gibt, sondern das Voneinander-Lernen und Ausprobieren im Vordergrund steht.

Sowohl die Wissenschaft wie Bildungsinstitutionen finden hier eine neue Rolle, in einer viel höheren Intensität gemeinsam mit den PraktikerInnen zu forschen und Wissen zu vermitteln. 

Die Krise nutzen – etwas neues aufbauen

Viel Zeit bleibt nicht mehr, um die Klimakrise zu lösen und andere Herausforderungen zu meistern. Deswegen bietet die DorfUni in ihrer Frühjahrsausgabe ein spezielles Programm, in dem wir zeigen, wie lokale Resilienz konkret aussehen kann. JedeR kann mitmachen. Wie und um was es im Detail geht, steht auf http://dorfuni.at/fruehjahr-2020/

Sonstige Fotocredits: cc-by-sa David Steinwender